Russischer Journalist erhält Boris – Nemtsov – Preis

12.06.2016

Der Boris-Nemtsov-Preis steht für Mut im Kampf für demokratische Rechte in Russland. Die Auszeichnung ging an den Oppositionellen und Journalisten Lew Schlossberg

Der russische Journalist Lew Schlossberg hat in Bonn den Boris-Nemtsov-Preis 2016 erhalten. Die Auszeichnung wurde zum ersten Mal von der Boris-Nemtsov-Stiftung in Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung verliehen. Mit dem Preis soll jedes Jahr eine Person für ihren Kampf um Demokratie und Menschenrechte sowie für ein freies Russland ausgezeichnet werden.

Lew Schlossberg war Abgeordneter im Regionalparlament des Gebiets Pskow im Nordwesten Russlands und ist heute Herausgeber der Zeitung Pskowskaja Gubernija, die als erste über geheime Beerdigungen russischer Fallschirmjäger berichtet hat, die in der Ukraine gefallen waren. Kurz darauf wurde Schlossberg von Unbekannten überfallen und zusammengeschlagen. 2015 wurde ihm als Vertreter der Oppositionspartei im Pskower Regionalparlament sein Mandat als Abgeordneter entzogen.

In seiner Danksagung betonte Lew Schlossberg die Bedeutung dieses Preises und erinnerte an den Namensgeber Boris Nemtsov: „Im Allgemeinen ist das ein sehr trauriger Preis. Es gibt keinen Grund für Freude und Feiern. Es gibt nur einen Nemtsov-Preis und eine Boris-Nemtsov-Stiftung, weil Nemtsov selbst umgebracht wurde, ermordet für seine politischen Überzeugungen“, sagte Schlossberg. „Das ist ein sehr trauriges Thema. Es wäre gut, wenn es gar nicht existieren würde. Wenn Nemtsov noch am Leben wäre, gäbe es keine Stiftung und keinen Preis, aber ihn als lebendigen Mann. Das wäre eigentlich viel wichtiger.“

Gründerin der Stiftung ist Zhanna Nemtsova, die Tochter des russischen Politikers Boris Nemtsov, der im Februar 2015 im Zentrum Moskaus erschossen wurde. „Ich respektiere die Entscheidung des Kuratoriums. Und ich glaube, dass Lew Schlossberg – mit der absoluten Mehrheit der 46 Nominierten – dem Geist des Preises entspricht, welcher Mut im Kampf für demokratische Rechte in Russland auszeichnet“, sagte Nemtsova bei der Verleihung.

Der ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung und Vize-Präsident der europäischen Liberalen und Demokraten (Alde), Markus Löning, nutzte seine Laudatio auf Lew Schlossberg auch für scharfe Kritik am russischen Präsidenten: „Präsident Putin hat Russland zu einem autoritären, kleptokratischen Staat umgebaut. Er bricht in der Ukraine das Völkerrecht und in Russland die Menschenrechte“, sagte Lölning.

Umso bedeutender sei die Unterstützung derjenigen Russinnen und Russen, die für Demokratie und Menschenrechte in ihrem Land und Frieden mit ihren Nachbarn kämpfen. „Sie sind unsere Partner und Freunde. Sie stehen für das Russland, mit dem wir enge freundschaftliche Beziehungen pflegen“, so Löning.

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