Am 21. Mai 2016 fand in Berlin die erste Ratssitzung der Boris-Nemtsov-Stiftung statt. Sechs der sieben Ratsmitglieder nahmen daran teil. Entsprechend der Satzung der Stiftung wurde ein Vorsitzender und sein Stellvertreter gewählt. Die Wahl fiel auf Wladimir Kara-Mursa, ein prominenter russischer Oppositionspolitiker, und Julius von Freytag- Loringhoven, Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Moskau (Russland).
Die wichtigste Aufgabe der ersten Ratsitzung war die Wahl des ersten Preisträgers des “Boris Nemtsov Prize”. Dieser Preis wird für besonderen Mut im Kampf für demokratische Werte in Russland vergeben.
Im März und April 2016 durften die Besucher unserer Website nemtsovfond.org Kandidaten für den “Boris Nemtsov Prize” 2016 vorschlagen. Wir hatten 46 Kandidaten. In der zweiten Phase konnten die Nutzer auf der Webseite der bekannten russischen Zeitung “Nowaja Gaseta“ abstimmen. Die meisten Stimmen haben Ildar Dadin, Lew Schlossberg, Wiktor Schenderowitsch, Alexei Nawalny und Nadeschda Sawtschenko erhalten.
Der Stiftungsrat hat in einer geheimen Abstimmung Lew Schlossberg zum Preisträger ernannt. Am 12. Juni 2016 wird ihm in Bonn der Preis übergeben.
Lew Schlossberg ist russischer Journalist. Früher war er Abgeordneter im Regionalparlament des Gebiets Pskow im Nordwesten Russlands. Als Herausgeber der Provinzzeitung “Pskowskaja Gubernija“ veröffentlichte er als Erster Informationen über geheime Beerdigungen von russischen Soldaten, die in der Ukraine gefallen waren. Kurz danach wurde Schlossberg auf dem Heimweg krankenhausreif verprügelt.
Boris Nemtsov sprach Schlossberg damals seine Unterstützung aus: „Er (Lew Schlossberg Red.) hat als Erster darüber berichtet, dass Fallschirmjäger aus dem russischen Pskow im Ukraine-Krieg kämpfen. Und dass die ersten Opfer zurückgebracht wurden. Er schilderte die Geschichte über die geheime Beerdigung zweier Fallschirmjäger auf einem Friedhof in Pskow. Darüber hinaus gab es eine Reihe von Veröffentlichungen zu diesem Thema in seiner Zeitung. Das war gerade vor ein paar Tagen. Und ich denke, nun nahm Putins Gesindel Rache an ihm. (…) Das ist ganz klar politischer Terror, politischer Terrorismus, weil eine Person für ihr gesellschaftliches Engagement angegriffen wurde. Gott sei Dank, er lebt und sein Leben ist außer Gefahr. Aber er hatte ein Schädel-Hirn-Trauma, Gedächtnisverlust und andere Verletzungen. Er befindet sich im Krankenhaus. Dieser Angriff war nicht nur für Schlossberg eine Einschüchterung, sondern für alle Menschenrechtsaktivisten, die gesamte Opposition und ihre Verwandten, die jetzt kämpfen.“
2015 wurde Schlossberg, dem einzigen Vertreter einer Oppositionspartei im Pskower Regionalparlament, per Beschluss der Gebietsduma sein Mandat als Abgeordneter entzogen.