“Boris Nemtsov Prize” 2016: Abstimmungsergebnisse bekannt

13.05.2016

Am 21. Mai bestimmt der Stiftungsrat der “Boris Nemtsov Stiftung für die Freiheit“ in seiner ersten Sitzung den Gewinner des “Boris Nemtsov Prize” 2016.

In die engere Auswahl sind fünf Kandidaten gekommen:

Ildar Dadin (russischer Oppositionsaktivist, wegen Teilnahme an ungenehmigten Protesten zu drei Jahren Haft verurteilt)

Lew Schlossberg (russischer Oppositionspolitiker und Journalist aus Pskow)

Wiktor Schenderowitsch (russischer Journalist, Satiriker, aktiver Putinkritiker)

Alexej Nawalny (russischer Anwalt, kremlkritischer Blogger, führender oppositioneller Aktivist)

Nadeschda Sawtschenko (ukrainische Pilotin, die in dem umstrittenen Prozess des Mordes an zwei russischen Journalisten mitschuldig gesprochen wurde und vom russischen Gericht zu 22 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde)

Vielen Dank an alle, die abgestimmt haben!

Diese Abstimmung hat uns die Gelegenheit gegeben, noch einmal über die Menschen, die für diesen Preis nominiert sind, sowie über ihre Aktionen und Leistungen zu sprechen. Endlich können wir ihre Namen nennen.

Ohne Zweifel haben die meisten Nominierten den Preis verdient. Sie alle besitzen die Fähigkeit, die heutzutage in Russland notwendig ist, um für Grundsätze der Demokratie und europäische Werte zu kämpfen, und zwar Mut. Diese Fähigkeit besaß auch mein Vater, Boris Nemtsov.

In diesem Zusammenhang möchte ich Sie daran erinnern, dass wir zwei Monate lang auf unserer Webseite nemtsovfund.org Vorschläge für die Kandidaten gesammelt haben.

Als Ergebnis kam eine Liste mit 46 Nominierten heraus. Das sind unterschiedliche Personen, die sich in unterschiedlichen Situationen befinden. Während der Abstimmung auf der Website der russischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ haben wir oft Vorwürfe gehört wie: “Warum nominieren Sie sowohl politische Gefangene, als auch diejenigen, die nicht im Gefängnis sitzen?“ oder „Warum ist die  Abstimmung für alle zugänglich?“. Diese Kritik gibt es nicht ohne Grund, aber es muss auch beachtet werden, dass die Liste weder von mir noch von dem Stiftungsrat zusammengestellt wurde, sondern von den Besuchern der Website.

Der Stiftungsrat könnte zwar den Gewinner in einer geheimen Abstimmung bestimmen. Ich fand es aber sehr wichtig, dass wir ein transparentes Verfahren haben.

Leider kann in Russland derzeit jeder, der für Demokratie steht, ins Gefängnis kommen. Doch wenn jemand den Mut hat, Menschenrechte zu schützen und dabei nicht im Gefängnis sitzt, ist es seine Schuld? Braucht diese Person denn keine Unterstützung? Einen von den politischen Gefangenen zu wählen ist in der Tat nicht möglich. Eine ideale Lösung und ein ideales Verfahren gibt es aber nicht.

Ich bedanke mich bei der Zeitung „Nowaja Gaseta“ für die Möglichkeit, die Abstimmung durchzuführen, und für die technische Unterstützung.

Die Preisverleihung wird am 12.Juni in Bonn stattfinden, dem Tag Russlands.