Die Leser der unabhängigen russischen Zeitung „Nowaja Gazeta“ haben abgestimmt, wer die fünf Favoriten für den diesjährigen Boris Nemtsov Preis für besonderen Mut im Einsatz für Freiheit und Demokratie in Russland sein werden.
– Ildar Dadin, für seinen Mut im Einsatz für Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Russland, für den er von 2015-2017 eine Freiheitsstrafe verbüßte. Nach neu verabschiedeten Einschränkungen der Versammlungsfreiheit war er wegen seiner Ein-Mann-Mahnwachen aufgrund „wiederholter Störung der öffentlichen Ordnung“ zu drei Jahren Haft verurteilt worden, wodurch er zum ersten politischen Gefangenen der neuen Einschränkungen wurde.
– Maksim Losev, für seinen Mut im Einsatz für Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Russland, für den er direkt aus dem Unterricht verhaftet wurde. Der Schüler aus Bryansk war einer der Organisatoren der Anti-Korruptions-Demonstration am 26. März 2017 in seiner Heimatstadt. Nach der Verhaftung versuchten Lehrer den Mitschülern zu erklären, dass eine Teilname an diesen Demonstrationen falsch wäre. Der Video-Mitschnitt der offenherzigen kritischen Antworten der Schüler wurde millionenfach im Internet gesehen und erhöhte die Teilnahme an den Demonstrationen.
– Sergey Mokhnatkin, für seinen Mut im Einsatz für Menschenrechte und Versammlungsfreiheit in Russland. Der Journalist und Menschenrechtsaktivist sitzt seit 2013 für seine Teilnahme an den Bolotnaja-Protesten in Moskau in Haft. Er wurde wegen Widerstand gegen die Polizei verurteilt, obwohl er nach eigenen Angaben als Journalist der Zeitschrift „Für Menschenrechte“ am Ort des Protestes war. Bereits von 2009 bis zu seiner Begnadigung 2012 hatte er im Gefängnis wegen der Teilnahme an Protesten verbracht.
– Alexej Nawalni, für seinen Mut im Einsatz für Demokratie und Freiheit in Russland. Sein Blog ist zu einer der wichtigsten Plattformen der Berichterstattung über Korruption in Russland geworden. Trotz eines Teilnahmeverbots hat er seine Kandidatur zur Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen 2018 erklärt. Nawalni wurde bereits mehrfach verhaftet und für diverse Vergehen angeschuldigt, seit er 2011 zu einem Oppositionsführer geworden war.
– Zoya Svetova, für ihren Mut im Einsatz für Menschenrechte und Medienfreiheit. Soja Swetowa arbeitet als freie Journalistin und Menschenrechtsaktivistin in Moskau. Sie schreibt unter anderem für die unabhängige Zeitschrift „The New Times“ und die Online-Plattform „Open Russia“, und arbeitete auch für „Reporter ohne Grenzen“. Im Februar 2017 fand in ihrer Wohnung eine ungekündigte Hausdurchsuchung statt, unter dem Vorwurf der angeblichen fianziellen Verstrickungen mit Open-Russia Gründer Mikhail Chodorkowski, die sie sofort zurückgewiesen hatte.
Das Kuratorium der Boris Nemtsov Sitiftung für die Freiheit wird diesen Monat aus den fünf Favoriten den diesjährigen Preisträger auswählen. Im letzten Jahr hat der bekannte Jorunalist und liberale Politiker Lew Schlosberg den ersten Boris Nemtsov Preis erhalten. Die Verleihung des Preises findet, wie im vergangenen Jahr, am 12. Juni in Bonn in den Räumen der Deutschen Welle mit Unterstützung der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit statt.
Die fünf Favoriten für den diesjährigen Boris Nemtsov Preis 2017 für besonderen Mut im Einsatz für Freiheit und Demokratie in Russland
02.05.2017